Über 600 Verkehrstote im bayerischen Straßenverkehr erfasst die Statistik für 2017, europaweit verloren im selben Zeitraum rund 25 000 Menschen ihr Leben auf der Straße. Freilich sind die Zahlen aufgrund verbesserter Fahrzeugtechnik und angepasster Verkehrsvorschriften grundsätzlich im Rückgang. Dennoch ist jeder Verkehrstote einer zu viel. Die Europäische Union verpflichtet deshalb seit April 2018 alle Fahrzeugbauer dazu, Zulassungen neuer Baureihen mit einem automatischen Notrufsystem auszustatten, dem sogenannten eCall (emergency call).
Auch die ILS Amberg wurde nun zur Einführung des Systems und zur Beantwortung dieser Notrufe ertüchtigt.
Zwar ist die Notfallkommunikation bei manchen Fabrikaten schon seit mehreren Jahren möglich, diese lief jedoch bei den Zentralen der Automobilherstellern selbst auf, die dann entsprechende Hilfe vor Ort verständigten. Zeitliche Verzögerungen und die fehlende Ortskenntnis der Mitarbeiter dieser Zentralen führte oftmals zu fehlerhafter Disposition. Das sensorgesteuerte eCall-System setzt bei einem Unfall automatisch (z.B. bei Auslösung der Airbags) einen Notruf über die Notrufnummer 112 zur zuständigen Leitstelle ab. Fahrer bzw. Insassen können den Ruf aber über eine Taste im Fahrzeug auch manuell auslösen.
Wie läuft ein solcher eCall nun in der ILS Amberg ab? Zunächst erreicht die Leitstelle ein normaler Anruf über die Leitung 112. Beantwortet der Disponent diesen, so hört er sofort, dass es sich um einen eCall handelt. Über eine im Hintergrund laufende Software werden nun der Standort des PKW sowie bestimmte Daten zum Fahrzeug übermittelt. Parallel kann der Disponent über eine Sprechverbindung mit den Insassen des Fahrzeugs kommunizieren, um weitere Informationen zum Unfallgeschehen zu erlangen. Sofort kann dann die Disposition der Einsatzkräfte von Feuerwehr, Rettungsdienst und Polizei erfolgen.
Datenschützer brauchen hierbei keine Bedenken zu haben. Zum einen werden, wie erwähnt, lediglich Standort, Informationen zum Fahrzeugtyp sowie die Anzahl der Insassen gemeldet. Zum anderen kann kein Bewegungsprofil generiert werden, da sich die SIM-Karte erst bei Auslösung des Systems ins Mobilfunknetz einwählt.
Durch die schnelle und positionsgenaue Meldung von Unfällen dürfte die Statistik der Verkehrstoten in Zukunft weiter rückgängig sein. Über längere Zeit nicht aufgefundene Unfallfahrzeuge oder verzögerte Alarmierung der Rettungskräfte gehören bei flächendeckender Implementierung des Systems der Vergangenheit an. (tc)
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